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Arm im Alter. Mein erster Fernsehauftritt :-)

3. Oktober 2010 Hinterlasse einen Kommentar

Altersvorsorge überfordert die Menschen

In den Köpfen der meisten Bundesbürger ist das Thema Altersvorsorge präsent. Der Vorwurf, dass sich viele Menschen allzu sorglos bis gar nicht mit dem Thema auseinander setzen ist ungerecht. Viele Studien, die anhand repräsentativer Umfragen erstellt werden, zeigen ein ganz anderes Bild.

Die Ursachen für die vergleichsweise geringen Aufwendungen, die pro Kopf für die Altersvorsorge getroffen werden, liegen nicht in der mangelnden Bereitschaft der deutschen Bevölkerung, sondern an ganz anderen Faktoren.

Um eine angemessene Versorgung im Alter zu erreichen, muss zunächst sauber analysiert werden, welcher Bedarf im Alter eigentlich besteht. Das gestaltet sich allerding schwieriger als man denkt. Für eine saubere Prognose wären eindeutige Parameter erforderlich. Aber genau daran hapert es. Die Deutsche Rentenversicherung versendet an alle Bürger, die das 27. Lebensjahr vollendet und mindestens 60 Monate Beitragszeiten absolviert haben, jährlich eine sogenannte Renteninformation. Diese Renteninformation soll u. a. Aufschluss darüber geben, wie hoch die erwartende Altersrente sein soll. Unter Experten ist der Gehalt dieser Information allerdings umstritten, da die Berechnung der demographischen Entwicklung nur unzureichend Rechnung trägt. Zudem werden davon jüngere Menschen sowie nicht rentenversicherungspflichtige Personen (z. B. Freiberufler und Selbstständige) nicht erfasst. Hinzu kommt, dass die Parameter Anlagezins, Inflation und Besteuerung der Einkünfte im Rentenalter immer nur an aktuellen und prognostizierten Werten ermittelt werden können. Je nach Datenquelle und Betrachtungsweise ergeben sich hier unglaubliche Abweichungen im Ergebnis.

Darüber hinaus haben sich die Möglichkeiten der Anlagearten und die Durführungswege für die Altersvorsorge in den letzten zehn respektive fünf Jahren mannigfaltig geändert und sind reformiert wurden. Kaum ein Bürger kennt sich mit den Möglichkeiten aus und steht den unterschiedlichen Möglichkeiten oft hilflos gegenüber. In praktisch jedem Beratungsgespräch zum Thema Altersvorsorge kann man feststellen, dass zwar Begriffe wie „Riesterrente“, „Basisrente“, „Rüruprente“  oder „betriebliche Altersvorsorge“ durchaus im Wortschatz der Bürger vorhanden sind, jedoch die genaue Funktionsweise sowie die Vor- und Nachteile praktisch völlig unbekannt sind. Das ist ein klares Versäumnis der Politik und leider auch der Berater. Aufklärung tut hier absolut Not. Die Informationsbereitschaft der Bürger ist vorhanden. Die Art der Informationsweitergabe ist aber leider suboptimal.  Im Grunde beginnt das Drama schon in der Schule und der Berufsausbildung. Während Themen wie Integralrechnung, Chemie oder die fünfte Fremdsprache ausführlich gelehrt werden, wird über die praktischen Themen des Lebens praktisch kein Wirt verloren. Ein Abiturient, der heute die Schule verlässt, kann sich zwar in verschiedenen Sprachen kommunizieren, den Flächeninhalt der Schlaufe auf einer Cola-Dose berechnen und alte literarische Werke interpretieren, jedoch keinerlei Auskunft  darüber geben, wie gesetzliche und private Absicherungssysteme funktionieren, was eine Krankenkasse ist oder wie sich der Beginn der Altersvorsorge mit 20 versus Beginn mit 38 auf das zu erzielende Ergebnis bzw. den erforderlichen Aufwand auswirkt. Und weil auch die Eltern das nicht gelernt haben, bleib dieses wissen im Dunkeln.

Neben dem beschriebenen Informationsdefizit gibt es noch einen weiteren Grund, warum sich viele Bundesbürger überfordert fühlen bzw. ganz objektiv überfordert sind. Wenn nach einer eingehenden Analyse dem vorsorgewilligen Bürger offenbart wird, dass zur Schließung der Rentenlücke eine monatlicher Aufwand von zum Beispiel 350 Euro erforderlich wäre, erlebt man in der Praxis häufig die Aussage: „Das kann ich mir nicht leisten“. Leider ist diese Aussage bei vielen Menschen absolut korrekt. Sie sind objektiv wirklich nicht in der Lage, diese Summe monatlich von Ihrem Budget zu erübrigen. Wenn dann auch noch ergänzt wird, das eine Absicherung der Arbeitskraft (z. B. durch eine Berufsunfähigkeitsversicherung) oder eine Hinterbliebenenversorgung (z. B. durch eine Risikolebensversicherung) in dem ermittelten Beitrag noch gar nicht enthalten ist, ist das Drama perfekt. Jetzt Vorhaltungen zu machen wie „Selbst Schuld, Sie hätten eben früher anfangen müssen, für Ihr Alter vorzusorgen“ helfen hier nicht weiter, auch wenn diese Aussage inhaltlich und mathematisch eindeutige richtig ist.

Nun könnte man denken, dass der Teil der Bevölkerung, der finanziell in der Lage ist, monatlich ausreichend vorzusorgen, dies bereitwillig tut. Das ist leider ein Irrtum. In der Wirtschaftslehre gibt es einen Begriff, der das Sparen definiert. Man spricht von „Konsumverzicht“. Wie wirkt dieses Wort auf diese Bevölkerungsgruppe, wenn diese sich geistig gerade damit beschäftigen, den vierten Urlaub für das kommende Jahr zu buchen, die Anschaffung des neuesten Autos in Angriff zu nehmen oder das neueste Smartphone zu erwerben? „Ich will etwas von meinem Geld haben, solange ich jung bin“ ist dann eine häufige Aussage. Auch hier kann man die Verantwortung für diese Haltung nicht ausschließlich beim Betroffenen suchen. Offensichtlich ist es nicht gelungen, diesen Menschen klar zu machen, dass etwas weniger Konsum zu Alterswohlstand führen kann ohne die heutige Lebensqualität merklich einzuschränken.

Informationen zum Thema Altersvorsorge sind notwendig. Die Bereitschaft der Menschen ist vorhanden. Es liegt an den Verantwortlichen, diese Informationen in geeigneter Weise zur Verfügung zu stellen. Die Politik hat hier kläglich versagt und führt ihr Versagen konsequent fort. Obwohl die Möglichkeiten da sind. Sie werden aber leider nicht in geeigneter Weise kommuniziert.

Wenden Sie sich an den Berater Ihres Vertrauens, um dieses Defizit auszugleichen. Informieren Sie sich, hinterfragen Sie kritisch und kommen Sie für sich zu einer Lösung. Das Thema Altersvorsorge ist komplex. Aber es ist lösbar!